Seit 26. Februar ist der DAX um fast 2.000 Punkte abgestürzt, wenn man die ausserbörslichen CfD-Indikationen, die auch in der Nacht gestellt werden, mit einbezieht. Wie ist dieser Absturz an den Anlegern vorübergegangen? Chefredakteur Stephan Heibel und Inhaber des Analysehauses AnimusX in Hamburg befragt in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt dazu regelmässig mittlerweile fast 3.000 Anleger und kommt diese Woche zu folgendem Ergebnis:
"Sentiment: Crash? Welcher Crash? Ha, schreien die Anleger, der Crash ist überstanden! Kaum hat der DAX zum zweiten Mal sein Korrekturtief getestet (Am Mittwoch dieser Woche war der deutsche Leitindex kurzzeitig unter 12.100 Punkte gerutscht), da stürmen Anleger schon wieder das Parkett und sammeln ihre Lieblingsaktien ein. Während vor einer Woche noch 58% unserer Umfrageteilnehmer in der aktuellen DAX-Bewegung einen Abwärtsimpuls sahen, sind es nun nur noch 20% (-38%). Die Angst ist zu einem großen Teil in eine neutrale Stimmung übergegangen - nun gehen 36% (+26%) von einer Seitwärtsbewegung aus.
Doch 22% (+19%) sehen bereits die Wiederaufnahme der Rallye. So heftig der Stimmungseinbruch vor zwei Wochen auch gewesen sein mag, so schnell wurde die depressive Stimmung nun wieder abgeschüttelt. Mit einem Wert von 0,3 ist die Stimmung neutral. Und mehr oder weniger haben fast alle diese Entwicklung erwartet, behaupten sie zumindest nun nachträglich: 49% (+31%) haben die DAX-Entwicklung so zum größten Teil erwartet, weitere 10% (+3%) wollen sogar darauf spekuliert haben. Hingegen sehen 29% (+10%) ihre Erwartungen kaum erfüllt. Nur noch 12% (-44%) wurden in dieser Woche noch auf dem falschen Fuß erwischt. Damit ist die Verunsicherung der Vorwoche verflogen."
Nachdem nun der ersten Schrecken überwunden ist: Wie sind die Erwartungen an die Zukunft? Dazu Stephan Heibel:
Während sich die Stimmung der Anleger aufhellt, schwindet der Zukunftsoptimismus. Nur noch 34% (-3%) erwarten für den DAX in drei Monaten steigende Kurse, 12% (+5%) gehen von einer Topbildung aus. Hingegen fürchten nun 18% (+5%) einen Abwärtsimpuls. Eine Seitwärtsbewegung erwarten fast unverändert 29% (-1%). Der Zukunftsoptimismus ist damit im moderat positiven Bereich. Anleger werden vorsichtig: Nur noch 29% (-4%) wollen in den kommenden zwei Wochen Aktien zukaufen, hingegen wollen 14% (+2%) Aktien verkaufen. Mit 57% (+2%) wollen die meisten erst einmal abwarten. Das Euwax-Sentiment notiert mit 9,88 Punkten nahe am höchsten Stand der vergangenen 12 Monate. Privatanleger spekulieren über die Euwax sehr stark auf steigende Kurse, und mit Ausnahme von Ende Januar notiert das Euwax-Sentiment nun schon seit drei Monaten auf einem erstaunlich bullischen Niveau. Je länger, desto gefährlicher, denn desto mehr Anleger sind falsch positioniert, wenn die Kurse fallen. Institutionelle Anleger, die sich über die Eurex absichern, haben ihre Put-Absicherungspositionen auf das höchste Niveau der vergangenen 12 Monate geschraubt. Da haben wir einen krassen Gegensatz im Verhalten der institutionellen Anleger zu Privatanlegern hier in Deutschland: Während die Privaten von steigenden Kursen ausgehen, sichern sich Institutionelle gegen einen Crash ab."
Wie ist das aktuelle Sentiment in den USA? Stephan Heibel verfolgt dazu ständig wichtige US-Sentimentindikatoren:
"Der technische Angst und Gier Index des S&P 500 notiert bei 15% und zeigt damit weiterhin extreme Angst an, was technisch kurzfristig steigende Kurse unterstützt. Institutionelle US-Anleger haben ihre Investitionsquote um 10% auf 65% gesenkt. Auch in den USA werden die Profis also vorsichtiger. US-Privatanleger hingegen zeigen mit einem Bulle/Bär Index von+27% genau wie ihre deutschen Kollegen großen Optimismus."
Wenn Privatanleger bullish, Institutionelle Anleger aber eher pessimistisch sind, wird Stephan Heibel vorsichtig. Seine Erwartungen sind dementsprechend eher zurückhaltend: